Christliche Pfadfinder suchen Kick in der Natur / Gemeinsinn gestärkt

Paulsstadt • Pfadfinder sind es gewohnt, sich den Unbilden der Natur zu stellen. Selbst bei Minusgraden campieren die Mädchen und Jungen des Schweriner Stammes St. Paul im Wald.

"Was Auferstehung ist, weiß jeder, der sich einmal mit eiskaltem Flusswasser gewaschen hat", sagt dazu Pastor Waldemar Rausch.

Spätestens seit der Erfindung der drei Neffen des tolpatschigen Comic-Erpels Donald Duck kennt jedes Kind die Pfadfinder. Die drei Entlein Tick, Trick und Track verkörpern in ihrem Pfadfinder-Verein "Fähnlein Wieselschweif" alles, was dem Klischee dieser Jugendbewegung entspricht: Jeden Tag ein gute Tat zu vollbringen.

Die Mädchen und Jungen vom Schweriner Stamm St. Paul, die dem Verband Christlicher Pfadfinder (VCP) angehören, halten nicht viel von diesen Vergleichen. Das seien ziemlich veraltete Vorstellungen, sagen sie. "Pfadfinder zu sein, ist viel mehr", protestiert ihr Sprecher Eric Schuemann. Dann hebt der 17-jährige Waldorfschüler die Hand zum Gruß "Gut Pfad". Denn an der Fingerstellung könne er dies gut erläutern.

So bedeuteten die drei aufrechten Mittelfinger: Verantwortung vor Gott, vor anderen und vor sich selbst. Und der gekrümmte Daumen, der die Kuppe des kleinen Fingers umschließt, symbolisiert: Der Stärkere beschützt den Schwächeren. "Um das Aufeinander-Verlassen-Können in der Gemeinschaft und die Natur dreht sich unsere gesamte Arbeit", so Markus Hubert. Der Gymnasiast ist seit fast vier Jahren bei den Pfadis und möchte keines der wöchentlichen Treffen und keinen Wochenendausflug missen.

Warum, ist auch den anderen in der Schar aus 15 Mädchen und Jungen klar. "Irgendetwas Unvorhergesehenes passiert immer", beichtet Eric Schuemann. Aber um Hürden zu meistern, wären sie ja Pfadfinder. Allerdings drücke eine versalzene Suppe schon mächtig auf die Stimmung. Doch jeder müsse mal die eine, mal die andere Aufgabe übernehmen: Zelte aufbauen, Feuerstelle ausheben, Essen kochen oder zuvor den Naturtripp planen.

Bei so viel Gemeinschaft verfliegen selbst Ängste. "Zuhause habe ich im Dunkeln Schiss, sobald ich mit unserer Gruppe im Wald bin, ist die Furcht verflogen", sagt Franziska Boelssen. Diese Erfahrung kann die Zwölfjährige in zwei Wochen wieder machen. Dann starten die "Hardcore"-Pfadfinder, wie sich die Gruppe spaßenshalber nennt, zum Wintercamping.

Neugierige Schüler sind jederzeit willkommen

Coole Spiele, lustige Leute und ein Hauch von Abenteuer, diese Mischung fasziniert die jungen Schweriner, die nicht alle aus christlichen Elternhäusern kommen. Der Glaube wird dennoch gelebt, wenn sich die älteren Pfadfinder jeden Montag um 17.30 Uhr und die Jüngeren mittwochs um 16.30 Uhr im Haus Am Packhof 9 treffen.

"Neugiere sind jederzeit willkommen", wirbt Pfadfinder-Pastor Waldemar Rausch, für den "das Miteinander außerhalb eines beheizten Kämmerleins einen guten Zugang zum Leben eröffnet". Christian Meyer

(Quelle: SVZ)